Huk-Coburg versus Allianz: Sind Vergleichsportale das Zünglein an der Waage im KFZ-Wettbewerb?

Soll man oder soll man nicht. Die zwei größten deutschen Autoversicherer Huk-Coburg und Allianz fahren kurz vor Beginn der heißen KFZ-Saison eine unterschiedliche Taktik bei der Nutzung von Vergleichsportalen. Die Allianz hat eine 180-Grad-Wendung vollzogen und greift die Huk direkt an. Die bleibt ruhig und vertraut dem eingeschlagenen Weg.

„Wenn die Huk-Coburg im Segment Kfz Marktführer ist, haben sie das verdient, das muss aber nicht so bleiben!“ Diese Aussage von Joachim Müller, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG, zeigt die Pläne des Unternehmens in diesem Herbst. Der Spitzenplatz soll es sein. Dafür haben die Blauen einer Kehrtwende in ihrer Vergleichsportalstrategie vollzogen. Genau wie die Huk-Coburg wollte der Versicherer eigentlich auf die Nutzung dieser Option verzichten, doch offenbar kam es zu einem Meinungswechsel: Verivox wird künftig auch Tarife der Allianz mit in ihre Auswahl einbeziehen.

Die Gründe der Allianz

Kürzlich wollte doch der zuvor zitierte Müller die Digitalstrategie noch beibehalten, das bekräftigte er kürzlich auf dem 6. Allianz Autotag.

Die Gründe für den Wechsel in der Vertriebsstrategie kennt niemand, außer der Allianz, weswegen Versicherungswirtschaft-Heute anfragte.

„Immer mehr Menschen nutzen im Informations- und Kaufprozess einer Autoversicherung online Vergleichsportale. Diesem geänderten Kundenverhalten tragen wir Rechnung, indem wir als Allianz unsere digitalen Kfz-Produkte in der Abwerberunde 2018 bei Verivox seit dem 1. Oktober 2018 platzieren. Damit wollen wir mehr über die Bedürfnisse unserer Zielgruppe erfahren. Bei der Zusammenarbeit mit Verivox behalten wir auch Kunden im Blick, die den Kontakt zum Vermittler gewohnt sind. Diese Kundengruppe hat auf Wunsch die Möglichkeit, direkt nach Vertragsabschluss einen Allianz Vermittler zu wählen. Damit profitieren auch unsere Ausschließlichkeitsvertreter von der Vereinbarung. Welche Auswirkungen dies auf unsere Unternehmens-Strategie im Umgang mit Vergleichern hat, entscheiden wir nach der Abwerberunde“, schreiben die Münchener.

Was macht die Portale so attraktiv

Die Portale sind einfach zu bedienen, jederzeit online erreichbar und schnell, weswegen sie sich bei Kunden zunehmender Beliebtheit erfreuen. Und natürlich möchte kein Kunde unnötig viel für seine KFZ-Versicherung bezahlen. Eine Studie zeigt, dass Portale dabei helfen können. „Den günstigsten Kfz-Versicherungstarif finden Kunden mit der höchsten Wahrscheinlichkeit auf Vergleichsportalen und sparen durchschnittlich über 200 Euro pro Jahr“, ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie der Technischen Hochschule Rosenheim.

Solche Meldungen werden eher mehr als weniger Kunden auf die Portale ziehen, weswegen der Kurswechsel der Allianz nachvollziehbar erscheint, ob die Münchener damit aber ihre eh aktuell murrende Vermittlerschaft weiter vergrätzen, ist eine andere Frage.

Der Marktführer geht seinen Weg

Die Huk-Coburg bleibt ihrer Digitaltaktik treu und nutzt die Möglichkeiten der umstrittenen Portale nicht, die laut einigen Marktteilnehmern hohe Kosten produzieren und nicht immer fair arbeiten – aktuell hat der BVK zum wiederholten Male Check 24 abgemahnt.

„Wir verzichten weiterhin mit unseren Gesellschaften auf die Teilnahme bei Vergleichsportalen. Das gilt auch für die HUK24. Der Hauptgrund für den Ausstieg ist das Kostenargument. Unsere Autoversicherungen zählen preislich zu den günstigsten im Markt. Um diese Preisposition nicht zu gefährden, haben wir uns dazu entschieden, auf die relativ teuren Vergleichsportale zu verzichten und uns dort nicht mehr listen zu lassen.“

Bei ihrer Idee der KFZ-Versicherung von morgen setzt die Huk statt auf Portale auf Ökosysteme. Um den Kunden so wie heute zu bedienen, möchte das Unternehmen künftig relevanter sein, indem sogenannte Ökosysteme offeriert werden. So werden beispielsweise nicht mehr nur Autoversicherung angeboten, sondern zum Beispiel auch Autoservice in den Partnerwerkstätten oder Apps auf dem Smartphone, die beim Finden von Parkplätzen oder Tankstellen helfen. Das Ziel ist es, für den Kunden „sichtbar zu bleiben“.

Der Verzicht auf die Online-Portale ist trotz der vorliegenden Strategie nicht unproblematisch, schließlich „macht der Online-Vertrieb rund ein Viertel des Geschäfts aus, mit wachsendem Anteil“, wie die Huk bestätigt.

Das Unternehmen sieht sich für den Herbstkampf um die Verträge aber gut gerüstet:  „Im kommenden Jahreswechsel werden wir wie gewohnt mit sehr günstigen Produkten vertreten sein. Das unterjährige Geschäft läuft zufriedenstellend und belegt die gute Positionierung unseres Tarifs.“

Während die Allianz ganz klar ihren Anspruch auf den Spitzenplatz verbalisiert hat, spricht der Marktführer Huk-Coburg von Wachstum: „Wir bieten seit heute einen neuen Pkw-Tarif mit einem sehr günstiges Beitragsniveau an. Ranglisten sind uns nicht wichtig, aber wir wollen weiter wachsen.“ Ob die Huk-Coburg da nicht ein wenig schwindelt?

 

Der Artikel erschien am 9.10.2018 auf Versicherungswirtschaft-Heute, verfasst von Maximilian Volz.